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Vor 25 Jahren: Irmgard Alice König erste und einzige Frau als DG bei Lions Deutschland

Am 1. Juli 1997 trat Irmgard Alice König ihr Amt als Governor im Distrikt Westfalen-Lippe an. Sie war nicht nur die erste und damals einzige Frau im Governorrat des MD Deutschland, sondern auch darüber hinaus im gesamten deutschsprachigen Raum. Aber nicht nur deshalb ist die engagierte Frau aus Haltern für viele Lions in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich ein Vorbild. Vor genau 25 Jahren übernahm sie trotz mancher Widerstände im Vorfeld der DG-Wahl ihr hohes Amt.

Von PDG Siegfried Mühlenweg


Es war ein längst überfälliger Einschnitt in der Geschichte der deutschen Lions. Und dennoch war es ein langer Weg bis eine deutsche Frau die Welt der Lions eroberte. Bevor sie in dem seinerzeit noch kleinen Distrikt Westfalen-Lippe (WL) ein hohes Amt übernahm, war Irmgard Alice König bereits „lionistisch“ in Erscheinung getreten. Am 14. 11. 1992 gründete sie gemeinsam mit 26 anderen Frauen den Lions Club Dorsten-Wulfen, den ersten „Damenclub“ in WL und siebten im Gesamtdistrikt. Vier der einstigen Mit-Gründerinnen sind heute noch im Club aktiv. 

Alice König, wie alle sie bis heute nennen, wurde zur ersten Präsidentin des jungen Clubs gewählt, der schließlich am 8. Mai 1993 gechartert wurde. Später übernahm sie gerne und zudem höchst erfolgreich bedeutende Aufgaben und Ämter in ihrem Club. Sie engagierte sich etwa für die vielfältigen Jugendprogramme der Lions, machte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und war auch für Internationale Beziehungen zuständig.

,Die Aktivitäten der damals 54-Jährigen blieben im Club und auch im Distrikt nicht unbemerkt. Große Unterstützung erhielt sie zunächst durch ihren Ehemann Dr. Wolfgang König - selbst seit 1981 aktiver Lion im Lions Club Haltern und im Lions-Jahr 1990/91 Governor in WL. Aber es gab nicht nur Zustimmung: Vielen Männern gefiel es einfach nicht, dass sich Frauen in der bis dahin männlich dominierten „Lions-Welt“ engagierten und erfolgreich waren. Zwar wurde Alice König mit dem gebührenden Respekt behandelt. Man schätzte durchaus ihre unglaublich liebenswürdige, freundliche und empathische Art.

PDG Irmgard Alice König (DG 1997/1998) | privat

Starke Frauen bei Lions

Als sich König jedoch mehr und mehr auf Distrikt-Ebene engagierte und als geeignete Bewerberin für das Amt des Governors in WL in den Blickpunkt geriet, fielen die Reaktionen auf eine potentielle Kandidatur sehr unterschiedlich aus. Dass sie eine Frau war, fand man sicherlich gut, aber dass sie „höhere Aufgaben“ bei Lions anstrebte, trug ihr sogar unverhohlene Kritik ein.  

Alice König ließ sich auf dem Weg in das Governor-Amt allerdings nicht beirren, selbst als ihr manche rieten, „besser die Finger davon zu lassen“. König sagte sich jedoch: „Jetzt erst recht. Wir Frauen sind bei Lions wichtig“. Mit Kritik konstruktiv umzugehen und als Ansporn für neue Wege zu nutzen, war in dieser schwierigen Zeit eine ihrer Stärken. 

Nachdem sie - wie auch schon damals üblich -  zunächst als 2. Vize-Governor und dann als 1. Vize-Governor im Distrikt WL unterwegs war, übernahm König am 1. Juli 1997 das wichtige Governor-Amt. „Für Verständigung und Toleranz zueinander Brücken bauen“, lautete ihr Motto. Weitere Brücken hat sie seither immer wieder zu den europäischen Nachbarn gebaut und insbesondere die Jumelage mit dem niederländischen Distrikt 110-BZ nach vorne gebracht. Von Beginn an setzte sie auf Dialog im Distrikt, im Multi-Distrikt und weit darüber hinaus. 

Zwölf Monate stand König als erste Frau an der Spitze eines deutschen Lions-Distriktes, weltweit war sie eine von 59 weiblichen DGs. In Westfalen-Lippe sollten ihr mit Helga Schmitt (LJ 2006/07) und Marita von Garrel (LJ 2015/16) noch zwei weitere „starke Frauen“ nachfolgen.

Hohes Ansehen im Multi-Distrikt

Als Alice König im Sommer 1998 ihr Governor-Amt abgab, war ihr Ansehen hoch - und ist es bis heute geblieben. Sie hat sich im MD Deutschland und nicht zuletzt bei unseren europäischen Freunden einen Namen gemacht. Ihr ist im Lion-Magazin (Ausgabe 10/1997) die erste DG-Kolumne zu verdanken, die eine Frau schrieb - rund zehn Jahre nach der „Öffnung von Lions Clubs für Frauen“ bei der World Convention in Taipeh (1987). Immer wieder war Alice König bei Clubgründungen als kompetente Beraterin gefragt, ihr Engagement zum Thema „Frauen bei Lions“ war deutschlandweit bekannt.

Heute betrachtet die 79-Jährige die Entwicklung bei Lions Deutschland mit gemischten Gefühlen: Die Lions-Welt ist durch die Mitgliedschaft der Frauen toleranter und aufgeschlossener, „bunter und vielfältiger“ geworden. Trotz aller Anstrengungen gebe es allerdings immer noch zu wenig Frauen bei Lions. Und in den Clubs und Distrikten fehlten oft die „neuen, zündenden Ideen“. Es passiere vielfach zu wenig, die in Deutschland stagnierenden Mitgliederzahlen machten ihr Sorge. Das werde sich hoffentlich bald bessern, sagte König anlässlich des „besonderen“ 25-jährigen Jubiläums.